Dawkins

Dawkins
Dawkins
 
['dɔːkɪinz] Richard Clinton, britischer Biologe, * Nairobi 26. 3. 1941. Studium der Biologie in Oxford, Promotion 1962. Von 1967 bis 1969 Assistenzprofessur für Zoologie in Berkeley (Kalifornien), seit 1970 Professor für Zoologie am New College in Oxford. Dawkins arbeitet besonders auf dem Gebiet der Soziobiologie. Angeregt durch die Erkenntnisse der Molekularbiologie (DNA-Doppelhelix, Gene als Vererbungseinheiten) übertrug er die von der klassischen Ethologie über Individuen und Populationen gewonnenen Aussagen (Konkurrenz, Aussterben usw.) auf die molekulare Ebene. Seine daraus abgeleitete These ist, nicht das Individuum sei die Einheit der natürlichen Selektion, sondern das Gen. In seinem ersten Buch »The selfish gene« (deutsch »Das egoistische Gen«) postulierte er, es gebe ein Eigeninteresse der Gene an ihrerer Replikation und Verbreitung. Dawkins wandte die Prinzipien des Darwinismus auch auf die Kultur an und prägte in Analogie zu dem für die biologische Evolution geltenden Beriff »Gen« den Begriff »Mem« für die kulturelle Evolution. Meme seien Ideen, die ähnlich wie Gene, zusammenarbeiten, mutieren usw. und die ebenfalls einer natürlichen Selektion unterlägen. Insgesamt sei die menschliche Evolution daher eine Funktion der Co-Evolution von Genen und Memen. Als Beweis für Dawkins' These vom Gen-Egoismus sehen deren Befürworter die Entdeckung der SD-Gene (SD: Abkürzung für segregation distorter) an, welche bewirken, dass bei der Entwicklung von Spermien die Zellen ohne SD-Gen absterben. Daraus resultiert eine Verschiebung des Geschlechterverhältnisses unter den Nachkommen. Dieser Sachverhalt wird als Manifestation des Eigensinns der SD-Gene aufgefasst. Kritiker wenden ein, dass Eigensinn weder einem Gen als einer materiellen Struktur zukomme, da Materie keine Absichten haben könne, noch dem Informationsgehalt eines Gens, da Information eine immaterielle Einheit sei, die, im Gegensatz zur Psyche, keine Handlungen auslösen könne. Dawkins wird vorgeworfen, er wolle alle Lebenserscheinungen als molekular determiniert erklären und vergesse, dass das Verhalten von Tieren und Menschen nur bedingt genetisch zu erklären sei, denn er lasse die Eigenständigkeit und Komplexität soziokultureller Erscheinungen außer Acht. Seine Thesen beruhten auf anthropologischem Reduktionismus, da er versuche, spezifisch menschliches Verhalten, das sich in Kulturleistungen und Wertvorstellungen äußert, als (vollständig) genetisch determiniert zu erklären.
 
Werke: The selfish gene(1976; deutsch Das egoistische Gen); The blind watchmaker(1986; deutsch Der blinde Uhrmacher); River out of Eden(1995; deutsch Und es entsprang ein Fluss in Eden); Climbing Mount Improbable(1996; deutsch Gipfel des Unwahrscheinlichen).

Universal-Lexikon. 2012.

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